Am 3.Oktober zum Thema "Wir machen Luscht aufs Dorf.
Demografischer Wandel im Saarland
– Herausforderung und Chance für unsere Dörfer und Gemeinden"
Am Freitag, den 3. Oktober, fand unser monatlicher politischer Frühschoppen im Gasthaus Niederländer statt. Als Referent konnten wir Herrn Otmar Weber von der Agentur ländlicher Raum des saarländischen Ministeriums für Umwelt begrüßen, der über das Thema demografischer Wandel und dessen Folgen für die Orte redete. Anhand aktueller Zahlen und Prognosen legte er die Entwicklung dar, die bereits seit den 1970ern fortschreitet: Die Anzahl an Geburten geht zurück, während die Menschen zugleich immer älter werden. Weber betonte aber, dass ein Sterben von Dörfern in naher Zukunft im Saarland aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte (426 Personen je Quadratkilometer) nicht so wahrscheinlich sei wie in anderen Bundesländern, die über eine geringere Bevölkerungsdichte verfügen (so sind es zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern nur 79 Personen je Quadratkilometer).Die Versorgung in den Orten sollte daher weiterhin gedeckt bleiben, so dass die Einwohner auch kleinerer Ortschaften weiterhin einen schnell erreichbaren Arzt und entsprechende Dienstleistungsanbieter haben werden. Ein Problem stellt sich hingegen beim Erhalt der Dorfläden. Hier, so betonte Weber, stelle aber vor allem das Kaufverhalten der Einwohner selbst das Problem war. Wenn niemand die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort nutzt, sondern die entsprechenden größeren Angebote in benachbarten Orten, werden sich die kleinen Läden auf Dauer nicht halten können. Die derzeitige Entwicklung bietet Geschäften aber auch die Möglichkeit, sich mit einem Lieferservice oder Fahrgeschäften über ihren Ort hinaus einen Kundenkreis zu sichern, da der Bedarf für einen solchen Service weiter steigen wird.
Insbesondere für Vereine stellt aber die derzeitige Bevölkerungsentwicklung ein Problem dar. Der Vereinsnachwuchs ist auf Dauer nicht mehr gesichert. Prognosen zufolge wird es 2030 insgesamt weniger Kinder geben, als derzeit Mitglied in Sportvereinen sind. Vereinsmitglieder sind hingegen nur 43% der Kinder. Dies führt auf Dauer dazu, dass Vereine sich ortsübergreifend arrangieren sollten. Vor allem bei den freiwilligen Feuerwehren wird es in Zukunft zu Problemen kommen. Hier sind neue Modelle, wie sie zum Beispiel in Niedersachsen derzeit getestet werden, vonnöten, um auf Dauer eine funktionierende und flächendeckende Absicherung durch die Feuerwehr zu gewährleisten.
Laut Weber erfordert dies eine neue Definition von „Arbeit“. So sollte auch freiwillige Arbeit, wie eben in der Feuerwehr stärker gefördert werden, und nicht mehr hinter der Erwerbsarbeit zurückgestellt werden.
Auch im Bezug auf die Bausubstanz ist eine andere Art von Handeln gefordert. Neubaugebiete werden sich bei einer rückgehenden Bevölkerung nicht mehr bezahlt machen, vielmehr müssen die leer stehenden Gebäude innerorts wieder genutzt werden.
Wir bedanken uns bei Herrn Weber für einen interessanten Vortrag und weisen darauf hin, dass das Ministerium für Umwelt sowohl für Privatpersonen als auch für Vereine jederzeit weitere Materialien zur Verfügung stellt.