CDU Ormesheim

Spenden für Kalkutta

Durch Flohmarkterlös und Spenden konnten bereits 400 Euro für "Ärzte für die Dritte Welt" gesammelt werden

Wie bereits berichtet, wird der Erlös der CDU beim Flohmarkt wieder an die Ärzte für die Dritte Welt, konkret an Herrn Dr. Vogt in Howrah bei Kalkutta, gesendet. Dankenswerter Weise hat sich der Betrag durch weitere Spenden auf 400 € erhöht.

Herr Dr. Vogt berichtet regelmäßig über seine Arbeit. Daher sind im Anhang Auszüge aus seinem letzten Brief abgedruckt.

Wegen der großen Not bittet die Ormesheimer CDU auch Sie um weitere Spenden unter der Konto Nr. 4888880 BLZ 50060500 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft mit Verwendungszweck: Dr. Tobias Vogt, Howrah. Sie können die Spenden auch an uns geben und wir leiten sie gern weiter.

Sehr geehrte Damen und Herren,                 Howrah, 28.9.2009

liebe Freunde Kalkuttas,

einmal mehr möchte ich Ihnen heute von der Arbeit aus Kalkutta berichten, die Sie so grosszügig und kontinuierlich unterstützen !

Ich bin nun im achten Jahr hier vor Ort und beobachte genau, wie sich die Stadt verändert, welche Krankheiten die armen Leute plagen, welche Ansätze zur Hilfe sich bewähren und welche nicht, und welche Einheimischen verlässliche Mitarbeiter sind im Kampf gegen all die vielen Krankheiten der Slum-Bewohner und gegen die sozialen Hürden, die ihnen im Weg stehen. Die Tuberkulose ist weiterhin allgegenwärtig in den Slums und kostet viele Menschen ihr Leben. “Ärzte für die dritte Welt” engagiert sich sehr, um die Tuberkulose-Epidemie hier in Howrah, der Nachbarstadt Kalkuttas, zumindest halbwegs in Schach zuhalten. Loswerden wird man sie so schnell wohl nicht. Weniger werden wird sie wohl auch allenfalls ganz langsam.

Dann sind da vielen unterernährten Kinder der Armenviertel – sie machen uns Sorgen, denn sie sind so verletzlich. Ein heftiger Durchfall oder eine Grippe können sie dahinraffen, während andere, besser ernährte Kinder solche Krankheiten locker überstehen. Wir versuchen derzeit unser Ernährungsprogramm zu verbessern. Wie kann man es am besten organisieren, dass die unterernährten Kinder mehrerer Stadtteile medizinisch optimal aufgepäppelt werden, und ihre ständig unter dem Druck der Armut lebenden und überforderten Mütter trotzdem nicht weit laufen und lange Schlange stehen müssen, um an Extra-Nahrung zu kommen ?

Schliesslich bleibt das Impfen möglichst aller Säuglinge und Kleinkinder der Armenviertel unsere zentrale Aufgabe – sie sollen vor bestimmten, epidemischen Krankheiten von vornherein geschützt sein.

Die Rundgänge in den einzelnen Slums, in die man nicht regelmässig geht, sind nützlich um noch einmal besser zu verstehen, wo die Gründe dafür liegen, dass Patienten mit Tuberkulose nicht gut versorgt werden – dies ist ja eines der ganz grossen Probleme hier. Aber sie müssen auch lange Wege zurücklegen bis zu ihrem Behandlungszentrum, und Transportmöglichkeiten fehlen. Die Monsun-Regenfälle der letzten Wochen haben die verwinkelten, nicht asphaltierten Wege aufgeweicht, die Füsse versinken im Schlamm aber es gibt keine anderen Wege. Die staatlichen TBZentren haben auch nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Gruppen arbeitsloser junger Männer stehen an jeder Strassenecke und haben den ganzen Tag lange Weile. Ein Weisser verliert sich sonst nie in ihr Viertel, sie starren ihn an wie einen Marsmenschen. Dann müssen sie ihn auch noch spüren lassen wer hier im Viertel das Sagen hat. Man kann ihnen ihren Frust nicht verdenken, wenn man sich klar macht wie eng der Spielraum ihres Lebens ist.

Ich gehe ja schon lange nicht mehr alleine durch die Slums, immer nur in Begleitung einheimischer “health worker”. Das hilft normalerweise um sich dort unbehelligt bewegen zu können. Die TB-Patienten, die man auf solchen Rundgängen besucht, sind einfache Leute, die sich über den Besuch freuen.

Die Wohneinheiten, eigentlich nur einzelne Räume, sind denkbar eng, und fensterlos.
Acht Personen auf acht Quadratmeter, nachts alle zusammen auf dem Erdboden und
einem Hochbett schlafend, ohne Fenster, und einer von ihnen hat eine offene Lungen- TB. Das deutsche Gesundheitsamt würde zuviel kriegen. Hier kann man sich aber nur so gut wie möglich um die aktiv Erkrankten kümmern; wer könnte all die krankmachenden Wohnverhältnisse dazu noch ändern ?

Wo wir Ärzte hier Chancen erkennen, einem Patienten unter Einsatz der Mittel, die wir haben, aus seiner Bedrängnis zu helfen, wo Kindern und Jugendlichen zu Schul und Ausbildungsplätze verholfen werden kann, oder wo Netzwerke mit einheimischen Organisationen geknüpft werden können, die die Lebensverhältnisse der Slums dauerhaft verändern, da greifen wir konsequent zu.

Keine Hilfsorganisation der Welt kann all den tausenden Familien hier in Howrah, die nur unter Bambusstäben und Plastikplanen leben, ein besseres Quartier bauen. Es bleibt dabei dass die Leute sich selbst aus der Armut herausarbeiten müssen. Unsere Rolle ist es ihnen dabei helfen, sich für den Arbeitsmarkt besser zu qualifizieren und eines Tages einmal ein besseres Einkommen zu verdienen. Dann werden sie auch ihre Plastikplanen-Hütte hinter sich lassen.

Und Programme zur besseren Ausbildung der Unterprivilegierten fokussiert man am  besten auf die junge Generation, konkret, man achtet darauf dass die Kinder einer Familie zur Schule gehen und die Jugendlichen eine einfache Ausbildung durchlaufen, mittels derer sie später Geld verdienen können.

Ich möchte Ihnen heute sehr herzlich für Ihren Beitrag zu dieser Arbeit danken ! Alle Erfolge hier vor Ort sind auch Ihre Erfolge ! Ich bitte Sie uns auch in Zukunft treu zu bleiben ! Danke.
Damit grüsse ich herzlich aus Kalkutta !

Ihr

Dr. Tobias Vogt